Pflegefamilien in NRW: Alltag zwischen Engagement und Systemgrenzen

Pflegefamilien leisten Großes – oft im Verborgenen. Der neue Abschlussbericht des Projekts „Fokus Pflegefamilien NRW“, für den über 1.300 Familien befragt wurden, zeigt in aller Deutlichkeit:
Das Aufwachsen als Pflegekind ist in Deutschland vielerorts ein Roulettespiel.
Die Perspektiven und Erfahrungsberichte der Familien machen sichtbar, wie stark die Qualität von Begleitung und Unterstützung von der Region, den beteiligten Fachkräften – und nicht zuletzt von Glück – abhängen kann. Ein Zustand, der dem gesetzlichen Schutzauftrag gegenüber besonders verletzlichen Kindern widerspricht.
„Pflegekinder wachsen über Jahre in einem Zustand struktureller Unsicherheit auf.“
Alltag zwischen Verantwortung und Unsicherheit
Über 80 % der befragten Pflegefamilien berichten von besonderen Herausforderungen im Alltag: emotionale und gesundheitliche Belastungen der Kinder, viele Zusatztermine, schwierige Verhaltensweisen, fehlende Therapien. Immer wieder müssen Pflegeeltern selbst aktiv werden – bei der Beantragung von Hilfen, der Organisation von Schul- oder Kita-Unterstützung oder auch bei rechtlichen Fragen.
Besonders problematisch: viele Familien erleben Jugendämter als uneinheitlich, überlastet oder fachlich nicht ausreichend geschult. Familiengerichte orientieren sich teils nicht am Kindeswohl, sondern primär an Elternrechten – auch dann, wenn eine Rückführung nicht kindgerecht ist.
Pflege gelingt – wenn das System mitarbeitet
Die Studie zeigt aber auch: Wenn Pflegefamilien gut begleitet werden – durch konstante Ansprechpartner*innen, traumapädagogisch geschultes Personal und Zugang zu individuellen Hilfen – entstehen tragfähige Beziehungen und stabile Lebensverhältnisse für Kinder.
Was laut Pflegeeltern fehlt:
- Einheitliche Qualitätsstandards für Jugendhilfe & Gerichte
- Finanzielle und praktische Entlastung (z. B. Haushaltshilfen, Supervision)
- Aufklärung in Kitas, Schulen und Öffentlichkeit über Pflegekinder
- Wertschätzung und Sichtbarkeit der Familienleistung
Jetzt handeln – im Sinne der Kinder
Die Ergebnisse liefern eine fundierte Grundlage für politische Reformen. Klar wird: Pflegefamilien brauchen verbindliche Rahmenbedingungen, echte Unterstützung und mehr gesellschaftliche Anerkennung. Denn sie sind keine Institution – sie sind Familie.
📄 Vertiefter Einblick in 33 Seiten:
Die Kurzfassung des Abschlussberichts steht Ihnen kostenfrei als PDF zur Verfügung. Sie fasst zentrale Ergebnisse, Stimmen und Forderungen prägnant zusammen – bewusst auf das Wesentliche konzentriert.
Sie möchten noch tiefer einsteigen?
Der vollständige Abschlussbericht erscheint am 19. Juli 2025 auf www.pan-ev.de.
Eine gedruckte Version ist ab sofort in begrenzter Stückzahl direkt bei PAN NRW e.V. bestellbar.
