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paten 1/2019

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Description

Der neue paten 1/2019

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

wenn Richter sich nicht auf ihre juristische Kompetenz beschränken, und wie im Verfahren vor dem OLG Celle (Seite 27 in diesem paten) über Sorgerechtsregelungen hinaus eine Diskussion um Umgänge, allgemeingültige Verfahrensweisen und deren Wirkung eröffnen, dann bedarf das der genaueren Betrachtung von Umgangsschwierigkeiten und musterläufigen Besonderheiten bei Pflegekindern zum Einen, zeigt aber auch erhebliche Ausbildungsdefizite bei Familienrichtern über die Folgen von frühen Traumatisierungen und deren Chronifizierung im Speziellen bei einer derart lebensweltfremden Argumentation.

„Der begleitete Umgang von fremduntergebrachten Kindern mit deren Eltern hat sich an … der bei getrennt lebenden Eltern entwickelten Grundzüge zu orientieren… nur einmal monatlich Umgang zwischen einem Kleinstkind und seiner Mutter …“ genügt nicht, führt das Oberlandesgericht Celle aus!

Nicht hinderlich für diese Ausführung sind die Tatsachen wie, dass die Mutter nicht in eine kindgerechte Interaktion treten kann und Gefahren nicht von dem Kind abwendet. Auch Verhaltenssauffälligkeiten nach den Besuchen muss nicht weiter nachgegangen werden, denn häufigere, aber kürzere Besuche werden als wichtig erachtet und dann wird richterlich weiter spekuliert, dass „… die Schlafstörungen des Kindes nach den Kontakten nachlassen, weil sich das Kind an die Situation gewöhnt.“ (S. 28).

Wir sind froh über die beiden Artikel von Jan Rübel über das Kind Tom, der in vielen Facetten zeigt, wie frühe Störungen sich bei ausbleibender Intervention zerstörerisch auf die Kindesentwicklung auswirken, mit vielen wissenschaftlichen Belegen untermauert. Es wird aufgezeigt, wie korrigierend geholfen werden kann, aber auch, wie Manifestationen sich nicht mehr auflösen lassen und dann Lösungen mit lebenslanger Unterstützung der Sozialsysteme aussehen können. Nach unseren Erfahrungen ist Tom ein typisches Pflegekind und steht für viele. Auch der Verlauf und die Probleme während der gesamten Pflegschaft stehen stellvertretend für nicht wenige Pflegekinder, die derart nachhaltig und anhaltend in der frühen Kindheit traumatisiert wurden.

Das Besondere an der Berichterstattung von Jan Rübel ist, dass es Tom wirklich gibt, die Geschichte „echt“ ist und den Zustand Toms im Jahr 2008 beschreibt (Erstveröffentlichung) und nun zum aktuellen Zeitpunkt! Eine Rarität in der Darstellung einer Lebensgeschichte.

Natürlich gibt es bei vielen Pflegekindern auch positivere Verläufe als bei Tom und seinen Freunden. In der Regel wurde mit diesen dann schon im Vorfeld achtsamer umgegangen, der Misshandlungszyklus unterbrochen und abgestellt und selbstverständlich ist auch die Konstitution entscheidend für die Überwindung derartiger Traumata und eine gelingende Integration im Erwachsenenleben mit weniger Hilfen, eigener Wohnung, geregelter Erwerbstätigkeit oder tragfähigen zwischenmenschlichen Beziehungen und Freundschaften. Die Störanfälligkeit positiver Entwicklung ist ein Thema, dem Juristen viel mehr ins Auge schauen sollten, bevor ideologisch motivierte Sätze wie oben dargestellt leichtfertig niedergeschrieben werden.

Im Fall der oben genannten Ausführungen des OLG Celle darf die paten-Redaktion deshalb unjuristisch darüber spekulieren, ob solche Rechtsprechung tatsächlich zwingend, falsch oder eher unnötig ist. Eine fundierte Auseinandersetzung mit der Realität und Lebenswirklichkeit von Pflegekindern oder Pflegefamilien oder auch dem jugendamtlichen Alltag wurde anscheinend nicht geführt und so bedarf es vielleicht genauerer gesetzlicher Vorgaben für Pflegekinder im § 1684 BGB (Umgang des Kindes mit den Eltern). Wenn die Rechtsprechung diese derzeit kindeswohlfeindliche Rechtslage überwinden will, wird es jedenfalls noch weitere viele Jahre dauern und „Opfer“ geben, bevor eine bessere Klarheit herzustellen in Sichtweite kommen wird und es werden noch viele Kinder unnötig durch institutionelle Gewalt oder richterliche Entscheidungen beschädigt oder unter schädigenden strukturellen Vorgaben aufwachsen müssen, bis eine verbesserte Lage überhaupt geschaffen werden kann.

Besonderer Dank gilt der Therapeutin Eva Schoofs, die uns in den vorangegangenen paten schon gute Einblicke in die Überwindung von erlebten Traumata gab und nun mit einer Darstellung der Problemlagen aus den verschiedensten Perspektiven verdeutlicht, warum es so oft keine einfachen Lösungen, aber doch Hoffnung gibt.

Viel Freude beim Lesen wünschen

Ihr PAN e.V. Vorstand

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