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Der neue paten 4/2018

Liebe Leserinnen und Leser,

Offenheit, Ehrlichkeit, Fachlichkeit und gutes Erfahrungswissen sind keine Selbstverständlichkeiten wenn es darum geht, ein fremdes Kind in einer Pflegefamilie zu platzieren oder aufzunehmen. Es vermischen sich viele Ebenen zwischen Kinderschutz, Kinderwunsch, Eltern sein wollen, sich Hilfe(n) wünschen und eine professionelle Sichtweise auf Ansprüche und Notwendigkeiten. Gemeint ist, dass helfende Berufe wie Pfarrer, Psychologinnen oder Psychotherapeuten sowie Ärzte oder Sozialarbeiterinnen sehr verschiedene Blickwinkel auf soziale Probleme haben und vorgefertigte Sichtweisen vertreten (müssen), die es schwer machen, die tatsächlichen Säulen förderlicher Entwicklung im Pflegekinderwesen erkennen zu lassen.

Anlass für den Titel dieses paten war der Staufener Fall, eine Junge der sehenden Auges in einer Situation des sexuellen Missbrauchs viel zu lange hilflos alleine gelassen wurde. Ins Visier bei der Fehleranalyse kamen dieses Mal interessanterweise praktizierende Juristen, also Richter am Familiengericht und sogar am Landgericht, die sich eklatante Verfahrensfehler und Fehleinschätzungen vorwerfen lassen müssen.

Das Problem, dass Richter am Familiengericht in Fortbildungen oder in Fortbildungsangeboten eine Einmischung oder gar eine Einflussnahme in die richterliche Unabhängigkeit sehen, ist kein Freiburger oder Karlsruher Problem: es haftet dieser Berufsgruppe bundesweit an, die sich bisher erfolgreich gegen obligatorische Weiterbildung zur Wehr setzen konnte. Eine Säule guter Rechtsprechung wäre ein gut ausgebildeter Familienrichter im Bereich des Kinderschutzes und bei Fremdunterbringung oder Kindeswohlgefährdung mit Kenntnissen in der Entwicklungspsychologie.

Aber auch viele Fehlvermittlungen von Pflegekindern sind ein Problem, das nachweislich leicht minimiert werden kann. Im Beitrag der Caritas aus Rheine wird nachhaltige und qualitativ gute Arbeit im Übergang gezeigt. Persistent und generalisiert dissoziale Kinder müssen in ihren Eigenarten verstanden werden und Pflegeeltern müssen theoretisch und praktisch gut vorbereitet werden, damit dauerhaft Familienpflege gut gelingt. Lesen Sie die Beiträge über FASD als Einstieg in diese Problematik, zu welchen Desastern es unnötig kommen kann. Das Fachwissen ist da und darf genutzt und verstanden werden. Aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, fachlich kompetent und ehrlich zu werden, ist eine weitere wünschenswerte Säule.

Ehrlich und offen bei der Vermittlung eines Kindes zu Pflegeeltern zu informieren ist eine Notwendigkeit, auch dann, wenn eine Vermittlung dann vielleicht nicht mehr oder nicht prompt (anstatt naiv oder unüberlegt) zu Stande kommt. Ressourcen müssen bei der Inpflegegabe ausreichend und dauerhaft gesichert sein, insbesondere dann, wenn Sozialhilfe zuständig ist oder wird, weil dort der fachliche Umgang mit fremd zu erziehenden Kindern und Pflegeeltern weitgehend noch fehlt. Diese Säule sollte errichtet werden, damit das Gebäude ‚Pflegefamilie‘ stabil werden kann.

Ein letzter Wunsch soll vorgetragen werden. Er richtet sich an die Verwaltungen und ist ein Appell, nicht alle von Pflegeeltern begehrten Leistungen streng zu hinterfragen, als ginge es um Leistungen Nice-to-have. Immer wieder müssen Verwaltungs- oder Sozialgerichte rigide und falsche Verwaltungshandlungen stoppen, weil Rechtsverständnis fehlt und Möglichkeiten der Unterstützung in den Beratungen unterschlagen werden. Wünschenswert, wenn solche dann unnötigen Konflikte in Zukunft weniger Raum einnehmen müssen und Familien angemessen Entlastung, Wertschätzung und Anerkennung für ihr Tun erfahren können.

Wir wünschen Ihnen anregende Lektüre und besinnliche, erholsame Feiertage sowie einen guten Rutsch ins Jahr 2019

Susanne Schumann-Kessner & Christoph Malter

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