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Der neue paten 2/2015
Liebe Leserinnen
und Leser,
wenn man gründlich darüber nachdenkt, welche Hilfen und Unterstützungen Pflegefamilien benötigen, erkennt man schnell, dass sich Pflegeeltern in mehrfacher Weise mit dem allgemeinen Diktat des sparsamen Umgangs bei der Vergabe öffentlicher Mittel auseinandersetzen müssen. Der Zugang zu finanziellen Leistungen (pauschale Geldbeträge) wird zunehmend durch Jugendämter erschwert, Mehrbedarfe werden abgeschafft oder zeitlich eng(er) befristet, deren Notwendigkeit auf lästige Art in Frage gestellt und die Kommunen entwickeln neuerdings sogar Begehrlichkeiten auf Leistungen der Pflegekassen bei Kindern mit Behinderung, weil sie meinen, schon immer für die Pflege von Kindern auch Pflegegeld geleistet zu haben: Man kann also angeblich die Leistungen gegenrechnen und einstreichen, weil Pflegeeltern ja sowieso überfinanziert sind – so die Sichtweise einiger Jugendämter. Dem steht allerdings gegenüber, dass die tatsächlichen Zahlungen und Leistungen oft nicht den angemessenen, faktischen Bedarf des jeweiligen Kindes decken und die hinreichende Versorgung dann davon abhängig bleibt, ob Pflegeeltern die Zuzahlungen leisten wollen und können.
Auch wenn auf Leistungen nach anderen Gesetzbüchern gegenseitig verwiesen wird (SGB II, SGB XI, SGB XII, SGB VIII) entstehen in der Regel Versorgungslücken und ist eine fehlende Bereitschaft der verschiedenen beteiligten Stellen zu reklamieren, Übergänge konstruktiv zu gestalten. Die Jugendhilfe, welche genau diesen „Einmischungsauftrag“ in der Hilfeplanung gut strukturieren könnte, leistet genau das oftmals (manchmal auch unverschuldet) eben gerade nicht.
Dabei tut die Jugendhilfe ihrerseits aber bedauerlicherweise so, als habe sie Pflegeeltern im Überfluss und könne aus dem Vollen schöpfen, als ob die Bewerber Schlange bei ihnen stünden und verkennen eigene Möglichkeiten und oftmals auch den hohen Aufwand, der Pflegeeltern mit der Aufnahme eines Kindes tagtäglich zugemutet wird und all die damit einhergehenden Nachteile im Berufsleben über das Maß hinaus, das Familien sowieso schon zu tragen haben. Sprüche wie „Den Pflegeeltern geht es finanziell sehr gut“ oder „Pflegefamilien haben eine starke Lobby“ werden einer objektiven Betrachtungsweise nicht gerecht und verkennen die Not vieler Kinder.
Viele betreuende Sozialarbeiterinnen wissen das, viele Pflegefamilien ertragen die Benachteiligungen und suchen einen pragmatischen Umgang mit den Dingen zum Wohl des Kindes. Das ist auch gut so. Dennoch möchten wir die Defizite benennen und den öffentlichen Träger – das Jugendamt – nicht heimlich aus der Verantwortung entlassen.
Fachlich eröffnet sich (meist für viele Pflegeeltern überraschend) eine weitere Dimension, die mit den Begriffen „Gesinnung“, „Ideologie“ oder „Lebenseinstellung“ umschrieben werden kann: „Was ist angemessene Beratung und Unterstützung?“, „Wieso können falsche Hilfen meinem Kind schaden?“, „Weshalb muss ich darauf hinwirken, dass Schule gelingt und wieso ist das nicht Aufgabe der Schule?“, „Wieso gibt es Psychologen, die therapeutisch praktizieren und „Basics“ zu Pflegekindern nicht beherrschen?“, „Wieso gibt es zu meinem Problem mehrere Meinungen?“ und „Wem soll ich jetzt glauben?“ sind nur einige der verwirrenden Fragen, die nicht immer einfach zu lösen sind. In diesem Konglomerat der Möglichkeiten das richtige Maß an Unterstützung und Hilfe zu erhalten – wenn nötig – und destabilisierende Hilfen zu erkennen und zu vermeiden, sind Anliegen von Pflegefamilien, die so diskutiert und gesehen werden müssen. In diesem Sinne haben wir Beiträge zusammengestellt, die den Blick aus verschiedenen Perspektiven erlauben und setzen mit aktuellen und neuen Informationen vielleicht den einen oder anderen Impuls für neue Wege. Wir wünschen anregende Lektüre und viel Freude beim Lesen
Ihre
Susanne Schumann-Kessner
und Ihr
Christoph Malter
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